Die dritten Koblenz Open sind vorbei. Veranstalter und Turnierdirektor, Heiko Hampl, blickt im Interview auf das Turnier zurück und gibt Auskunft, was eine erneute Auflage wahrscheinlicher werden
lässt.
Die dritten Koblenz Open sind vorbei. Wie lautet dein Resümee?
Es war ein rundum gelungenes Turnier, was uns Hans-Jürgen Ochs, der Supervisor der ATP, in seinem Report bestätigt hat. Man findet immer noch etwas, das es zu verbessern gilt, aber insgesamt darf
man allen, die zum Gelingen des Turniers beigetragen haben, ein großes Lob und Danke aussprechen.
Joanna Langhorne, die Direktorin der ATP Challenger Tour, war ebenfalls voll des Lobes. Was bedeuten dir Ihre Worte?
Es ist natürlich schön zu hören, dass man die Arbeit in Koblenz wertschätzt. Der Dialog mit der ATP ist intensiver geworden, was aber auch dringend notwendig war, denn man hatte als
Turnierveranstalter nicht immer das Gefühl auf Augenhöhe zu sprechen.
Nun hast du für 2020 kein klares Bekenntnis gegeben, warum?
Mich hat jemand während des Turniers gefragt, ob man mit der Ausrichtung von zwei Challengern leben kann. Man muss! Die Turniere brauchen eine ganzjährige Betreuung und es steckt viel Arbeit auch
in den Monaten der Vor- und Nachbereitung drin. Es wäre überhaupt nicht sinnvoll noch andere Tätigkeiten hinzuzunehmen, denn die Challenger haben ein gutes Potential in der Vermarktung, das aber
nicht einfach zu heben ist. Wir konkurrieren mit vielen hochwertigen Events und Mannschaftssportarten. Der Sponsor hat freie Wahl, bei wem er sein Budget lassen platzieren möchte. Es gibt einige
Punkte, die erst noch geklärt werden müssen, damit man die vierten Koblenz Open ankündigen kann.
Es liegt also vor allem an der Wirtschaftlichkeit?
Mein erstes Challenger vor 9 Jahren hatte ein Preisgeld von 25.000 Euro und anfangs war Hospitality noch eine freiwillige Leistung. Damals haben noch viele Vereine Challenger organisiert. Das hat
sich alles total gewandelt. Die finanziellen, personellen und organisatorischen Anforderungen haben sich stark erhöht. Und deshalb braucht man die bestmöglichen Bedingungen, die eine
Veranstaltungsstätte hergibt, damit dem Risiko auch eine ausreichend große Chance gegenüber steht.
Haben denn international gesehen die Veranstalter ähnliche Aufgabenstellungen?
Gerade die Grand Slam Nationen haben bei den Challengern stark aufgerüstet. Da ist viel Geld vorhanden und damit sind auch hohe Zuschüsse möglich. Bei den asiatischen Turnieren stecken Regionen
und Städte teils sechsstellige Summen rein. Die Veranstalter Landschaft ist also sehr heterogen. In Deutschland muss das Gros des Budgets über Sponsorengelder eingenommen werden.
Was ist denn für dich die größte Aufgabe in der Vermarktung bzw. Sponsorenakquise?
Zunächst mal hast du eine große Lücke in der Wahrnehmung bzw. dem Verständnis, was ein Challenger bedeutet. Der normale Tennisspieler kennt Wimbledon und dann kommen die Medenspiele bzw. LK
Turniere. Dazwischen herrscht schon ein gewisses Vakuum. Als ich mit 8 Jahren Tennis spielte, war ein großes Interesse im Verein an Leistungssport vorhanden und der Vorläufer zu den Challengern,
die Satellites, genossen eine hohen Stellenwert. Die Tennisspieler wissen, wieviel Punkte sie für einen Sieg beim LK Turnier bekommen, was aber 80 Punkte für den Sieger eines Challengers
bedeuten, wissen nur wenige.
In der Vermarktung mag das bei den lokalen oder regionalen Sponsoren noch nicht so ins Gewicht fallen. Da kann man mit Zuschauerzahlen punkten oder der medialen Reichweite.
Überregionalen bzw. bundesweit agierenden Unternehmen muss man aber mehr anbieten und da stößt man auf eine große Schwachstelle der Challenger. Belastbare, beeindruckende und aussagekräftige
Statistiken gibt es praktisch nicht.
Woran liegt das?
Der Livestream der ATP ist ein super Produkt. Nur, wir erhalten lediglich die Zahlen der Zuschauer, die sich die Spiele auf der Webseite der ATP anschauen. Statistiken über die Zuschauer z.B. bei
den großen Wettportalen gibt es nicht. Wir hatten nur einmal mehr als 10.000 Zuschauer im Stream der ATP. Mit solchen Zahlen kannst du nicht wirklich punkten. Ich hoffe, dass wir da besser
unterstützt werden in Zukunft.
Was wäre noch wünschenswert aus deiner Sicht?
Nehmen wir mal die APP der ATP. Die ist klasse. Du kannst live alle Spielstände der großen Turniere und der Challenger verfolgen, Spielpläne einsehen die Weltrangliste checken usw. Diese App
müsste viel mehr gepusht werden. Ich schau selbst mehrmals am Tag rein, wer gerade wo und wie spielt. So bleibt man das ganze Jahr über am Ball und das ist doch im Interesse des gesamten
Tennissports.
Den Livestream kann man kostenfrei schauen und auf der Webseite einbinden. Das wäre für die deutschen Verbände sicher ein gutes Thema.
Es gibt also schon sehr gute digitale Produkte, nur wissen das viele noch gar nicht.
Bist du denn optimistisch, dass es eine vierte Auflage der Koblenz Open geben wird?
Ich denke, wenn alle Beteiligten wollen, dann kann man auch einen Weg finden. Die Zuschauer hätten es verdient. Es ist so schön zu sehen, wie die Leistung der Spieler honoriert wird. Das
Halbfinale war vergleichbar mit dem Einkauf im Supermarkt. Die Marken waren ausverkauft, es gab „nur“ noch Eigenmarke also no names. Aber das ist eben genau der Reiz der Koblenz Open. Es spielen
sich Profis in den Vordergrund, die teilweise selbst überrascht waren wozu sie fähig sind. Roberto Ortega-Olmeido kam nach seinen Siegen immer freudestrahlend ins Turnierbüro und sagte „Ich
wusste gar nicht, dass ich so gut spielen kann“. Die Stimmung in der Halle fördert Höchstleistungen. Das Match im Viertelfinale von Mikael Ymer gegen Ortega-Olmeido war auf einem extrem hohen
Level.
Dann warst du mit der Zuschauerresonanz zufrieden?
Sicher waren einige enttäuscht, das Dustin Brown und Marcos Baghdatis nicht gekommen sind und das mag auch ein paar Zuschauer kosten. Aber das ist das Los des speziellen Termins, der manchmal
überraschende Spieler liefert wie Ernests Gulbis und dann wieder Absagen von Spielern der Quali der Australian Open bringt. So lange unsere Teilnehmer weiterhin diesen sehenswerten Sport
abliefern, ist alles in Butter. 9700 Besucher bei einem um einen Tag verkürzten Turnier sind absolut in Ordnung. Die Tage sind so lang und man kann so viel Tennis schauen, dass der ein oder
andere Dauerkartenbesitzer den Donnerstag oder Freitag eben auch mal auslässt.
Wann wird sich entscheiden, ob es eine vierte Auflage der Koblenz Open geben wird?
Ich hoffe, dass wir in den nächsten Tagen und Wochen, die entscheidenden Gespräche führen können. Natürlich würde ich mich freuen, wenn es ein tragfähiges Ergebnis gibt, dass dann auch eine
langfristige Perspektive für die Koblenz Open eröffnet.